Teppichkunde

Formen und Formate

Für den Sammler von Orientteppichen sind Größe und Verwendungszweck genauso wichtig wie jedes andere Merkmal. Handelsware bedeutet, dass ein Teppich auf reinen Verkauf angefertigt wurde, Sammlerstück bedeutet, dass es in erster Linie zum Gebrauch durch den Hersteller selbst gefertigt wurde und erst später für einen fremden Käufer in den Handel fließt.

Teppiche sind meist mehr als 2,70 * 1,80 groß und werden wegen ihres dekorativen Wertes gekauft.

Brücken sind meist kleiner, unter ihnen befindet sich Handelsware und manches Sammlerstück.

Kleinteppiche jeder Provenienz werden von vielen Liebhabern gesammelt.

Läufer sind üblicherweise 0,90 – 1,20  m breit und  2,40 – 6,00 m lang. Im Hinblick auf ihre spezielle Verwendung werden sie als Handelsware betrachtet.

Gebetsteppiche messen ca. 0,60 – 1,20 m * 1,20 – 2,40 m und gehören ebenfalls zu den bevorzugten Sammelobjekten.

Doppeltaschen
sind ca. 0,60 * 1,20 – 1,50 m groß. Sie dienten den Nomaden für den Transport und zählen zu den begehrtesten Sammlerstücken.

Ältere Satteltaschen wurden meist aufgeschnitten und aus den Taschenfronten werden dekorative Polster gefertigt.

Tschowals sind Einzeltaschen und werden „Torba“ oder „Mafrash“ genannt und sind ebenfalls bei Sammlern sehr beliebt.

Zu den Sammelobjekten gehören Zeltbänder, Tierbehänge, Pferde- und Kameldecken (bei  Nomaden für den Alltag oder festliche Anlässe gefertigt).

Flachgewebe werden in allen Formaten angefertigt und werden begeistert gesammelt.
Mit Ausnahme der Webtechnik trifft alles zu den Florteppichen gesagte auch auf Flachgewebe zu. Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur dadurch, dass sie meist keinen geknüpften Flor aufweisen. Flachgewebe bestehen aus Kette und Schuss, jedoch sind die Fertigungstechniken vielseitiger als bei Florteppichen. Anhand der Technik werden sie identifiziert, wobei Kelim und Sumakh die beiden häufigsten Webarten sind.

Sumakhs sind komplexer aufgebaut und können nicht beidseitig benutzt werden. Zusätzliche farbige Schussfäden werden zur Erzeugung des Musters eingezogen und um die Kettfäden geschlungen. Am Ende der jeweiligen Farbfläche werden sie abgeschnitten und hängen auf der Rückseite des Gewebes herunter. „Sumakhs“ gehören in den Bereich der Brokatweberei.

Geografische Zuordnung der Teppiche

Der Iran, der Kaukasus, die Türkei, Zentralasien und China sind die Hochburgen der Teppichkunst und sie zeigen typische technische Merkmale. Die Gestaltung unterscheidet sich je nach Land und sie ist abhängig von den Lebensverhältnissen der Knüpfer, ob sie Nomaden, Bauern oder Städter sind. Der Grundcharakter kann als abstrakt, geometrisch oder gegenständlich  beschrieben werden  oder im persischen Stil, wenn Muster wie Herati, Minah-Khani, Boteh oder Arabeske vorherrschen.

Bei den kaukasischen Teppichen handelt es sich im Allgemeinen um Dorfteppiche, allerdings wurde eine Gruppe großer Teppiche auch in städtischen Werkstätten gefertigt.
Zentralasiatische Teppiche, wie Kasachstan, Turkmenistan, Kirgisien und Tadschikistan sind meistens Nomaden - oder Dorfteppiche.

Chinesische Teppiche kommen vorwiegend aus Nordchina, Tibet und Ostturkestan und werden meistens in städtischen Zentren gefertigt.

Die Teppiche der Türkei stammen meist aus Bergama, Konya, Yuruk , Melas Besonders bei Sammlern beliebt, sind die anatolischen Kelims  aus Malataya und Esrum. Seidenteppiche werden im Gebiet von Istanbul hergestellt und zu den bekanntesten, feinsten gehören die aus Hereke.

Materialien, Naturfarben, chemisch behandelte Farben, Synthetikfarben

Häufig benutzt werden Baumwolle, Korkwolle, Angorawolle, Hochlandwolle von bestimmten speziellen Schafen, Seide, Kamelhaar, Ziegen- oder Pferdehaar. Bevor 1856 die ersten synthetischen Fasern entwickelt wurden, benutzte man im Orient Naturfarbstoffe für die Teppichfarben. Die zügige Weiterentwicklung der synthetischen Farbstoffe und ihre schnelle Verbreitung über die ganze Welt sorgten dafür, dass sich ab etwa 1860 auch die orientalischen Teppichknüpfer ihrer  bedienten, wenn auch Naturfarben noch mehrere Jahrzehnte weiterverwendet wurden. Sammelbegriff für die 1856 von William H. Perkin, einem englischen Chemiestudenten zufällig entdeckten Synthetikfarben war „Anilinfarbstoff“. Die Farben wurden ab den 1860er Jahren in den Orient exportiert und es standen Rot-, Orange-, Gelb-, und  Grüntöne zur Verfügung. Künstliches Indigoblau konnte erst 1897 synthetisiert werden.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts hatten jedoch die synthetischen Farben die natürlichen fast völlig verdrängt. Synthetische Farben können jedoch verblassen oder auslaufen und die Sammler meiden diese Teppiche. Chemische Farben, z.B. ein grelles Orange werden ebenso bei Sammlern schnell erkannt. Naturfarben wurden aus Pflanzen, Wurzeln, Insekten, Gewürzen und Granatäpfeln von den Nomaden hergestellt.